Vor vier Jahren gab ich die Hühnerhaltung auf, weil ich solche Bilder nicht noch einmal vor mir haben wollte. Die Entscheidung wurde mir leichter gemacht, weil Freunde und Angehörige dazu übergingen, die paar Eurocent für diese Prachtexemplare:
durch ein :”Dankeschön” und von mir verabscheute Wangenküsse zu ersetzen.
Die wenigen Eier, die für den Verkauf übrig blieben, deckten bei weitem nicht die Kosten für das Hühnerkörnerfutter.
Nach der neuerlichen Dioxin-Sauerei habe ich begonnen, einen, gegen Marder absolut sicheren, Stallkäfig zu bauen.
Für nur 4-5 Hühner und, weil die Weibln ihn für ihr Wohlbefinden benötigen, einen Gockel.
Mit frei schwebenden Sitzstangen, die kein Marder jeh erreichen kann.
Es wird allerhöchste Zeit, sich auf eigene Möglichkeiten zu besinnen.
Dünn geschnittenes Rindfleisch von den Ausmaßen einer Tapetenbahn.
Und wenn die Metzger überlastet sind, dann gibt es die in der Regel auch schon fertig
verpackt im Räwä Kühlschrank neben der Fleischtheke.
Immer war es pures Rindfleisch in der benötigten Form und Größe.
Neulich griff ich in dem Glasschrank nach dem üblichen Päckchen mit der Aufschrift
Rinderrouladen
und bekam erst in der Küche das Grausen, als ich das gerollte Fleisch abwickelte.
Das Rindfleisch bestand aus drei einzelnen Fleischfitzeln. Die äußere Lage in schönem
frischen Rot und die zwei inneren in häßlichem Grau.
Inmitten der gerollten Sauerei verbarg sich ein schmieriges, undefinierbar riechendes
Etwas, was wohl eine Hackfleischfüllung simulieren sollte.
Wer zum Teufel soll das lesen? Und wer zum Geier soll so etwas essen?
Geh’ ich vielleicht mit Lupe einkaufen?
Ich werde morgen beim Marktleiter vorstellig werden.
-meine Katzen, sonst versessen auf Hackfleisch rümpften nur die Nasen-
Update:
Die Fleischlappen mit Essig abgewaschen und zubereitet. Lebensmittel werfe ich ungern weg. Die Füllung, die an einen gefleischwolften Politiker erinnerte, schmierig, schleimig, undefinierbar, habe ich der Keramikschüssel neben dem Klopapierhalter überantwortet.
Ja, ja, ja, ich weiß.
Diese Avery / Zweckform Klebe-Label haben auf DVDs nichts verloren.
Da kann es zu Leseschwierigkeiten kommen! Warnte mich ‘n Freund.
Dann hab’ ich es mal ausprobiert. Mit allen 6 Testsscheiben keine Probleme.
160 (i.W. einhundertsechzig) Scheiben habe ich bisher gebrannt.
Alle sind Paletti, oder wie man so sagt.
Da bin ich mit meiner Kopiererei noch nicht mal fertig und schon könnte ich mir die Haare raufen.
Jede vierte beklebte Scheibe produziert im Player einen Lesefehler.
Also muß der Bäpper wieder runter.
Lauwarme Seifenlauge (Spüli), 2 Stunden einweichen und mit Teigschaber
die Papierscheibe in rubbelnden Schritten runterschieben.
Siehe da, es funktioniert.
Meine Handschrift wie ein verkalkter Hühnerfuß mit Permanentstift reicht völlig aus.
Hätte ich mich vorher verlaufen, ich hätte sofort begriffen:
Ich bin mittendrin.
Ja, tatsächlich. Ich war im Hauptbahnhof Stuttgart S21 +-. (s21 plus/minus)
Ich musste da durch, weil ich am Nordausgang parkte und mein Ziel die
Müllberge (lt. Presse) in den Mittleren Anlagen waren.
Vorbei am unbewachten Bauzaun fand ich im Bahnhof noch etwas Buntes:
Mit gesalzenen Lakritzboppel bewaffnet tastete ich mich an den verschiedenen Zentrumsen vorbei in den Park und wurde eingefangen von einer Horde heruntergekommener Parkschützer. Schnell merkte ich, daß sie nur so taten als ob.
Sie wollten mir gar nichts tun. Sie sie waren auch keine Parkschützer, sondern vom Park Beschützte.
Wohnsitzlose, die sich zur Zeit ausgesprochen sicher fühlen vor polizeilichen Zugriffen.
Dem, der sich bei mir ausheulte, daß die Polizei ihn jedesmal mitnähme, weil er keinen Personalausweis besitze und sich nie mit Lichtbild ausweisen könne, gab ich den Rat, er solle sein Passbild in seine, mir vor die Nase gehaltene, Meldeauflage tackern und über Eck von der Polizei stempeln lassen. Dann habe er ein Dokument mit Foto.
Glücklich ob dieses Rates tat er einen gewaltigen Schluck aus der Pulle, während ich meine Schritte in Richtung Müllberge lenkte.
Der erste Müllberg sah gar nicht nach Müllberg aus. Eher nach einem Wochenendzelt von Muammar al-Gaddafi.
Etwas kleiner als das in der Wüste, aber in ansprechenden Tarnfarben.
Bewacht wurde das Schmuckstück von einem Zeltschützer mit Löwenhund.
Neben den Flachplattenbrunnen bewunderte ich noch einen Müllberg, der
so gar nichts von einem Müllberg hatte.
Das Bauwerk ähnelt eher einer mit kargen Mitteln selbst erschaffenen Heimstatt
aus südlicheren Gefilden.
Mit separatem Schlafraum, Korridor und Wohnbereich.
Der Eingangsbereich ist gleichzeitig als Veranda mit Bestuhlung für
mindesten 6 Gäste gestaltet.
Das Schild warnt eindringlich:
Betretten VERBOTEN
Hier wohnt Cumal Alton
Parkschützer.
Ich hätte Cumal Alton gerne gesprochen. Er war auch zu Hause. Ich hörte ihn.
Er hustete sich die Seele aus dem Leib. (erkältet? Wasserpfeife?Verschwindsucht?) Ich wagte es dann noch nicht, denn das Husten kam aus dem Schlafbereich.
Eine angestrengt flüsternde Jungmädchenstimme meinte ich auch zu vernehmen.
Und so werde ich wohl nie erfahren, wo die Müllberge sind, über die in der Tagespresse
berichtet wird. Es sei denn, die Zelte selbst sind es, die die Journalisten nur vom
Hörensagen kennen und deshalb mit dem Wort Müllberge umschreiben.
Edit:
Es steht zu erwarten, daß am 1. April ein Rollikommando die Worte Hier wohnt
mit einem APRIL - APRIL
übermalt.